Magazin: Reisebericht Belgrad (Serbien)


von Klaus Schameitat

(Juni 2010)

Belgrad (serbisch: Beograd) war von 1944 bis 2006 die Hauptstadt der föderativen Republik Jugoslawien, die nach der schrittweisen Auflösung des Vielvölkerstaates schließlich nur noch aus Serbien und Montenegro bestand. Heute fungiert die Balkan-Metropole mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnern allein als Hauptstadt Serbiens. Durch eine extrem nationalistische Politik und die folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen war Serbien und damit Belgrad in den 1990er Jahren zunehmend in eine Außenseiterrolle geraten und verpasste den europäischen Integrationsprozess. Der Staat hat sich bis heute nicht wirtschaftlich erholt und tut sich in mancher Hinsicht immer noch schwer in seinen Beziehungen mit der zwischenzeitlich größer gewordenen EU, der nun auch bereits etliche Staaten Südosteuropas angehören. Traditionell gut sind die Beziehungen Serbiens zu Russland.

Die städtischen Verkehrsbetriebe von Belgrad tragen die Abkürzung GSP bzw. in kyrillischer Schreibweise ΓCΠ (gradsko saobraćajno preduzeće). Der Fuhrpark besteht aus Straßenbahnen, Obussen und Bussen unterschiedlicher Fabrikate. Eine U-Bahn existiert nicht.



Obus

Der Obussektor existiert seit 1947 und umfasst rund 130 Fahrzeuge, die nahezu ausschließlich aus russischer und weißrussischer Produktion stammen (ZIU, Trolza, Belkommunmash). Die klassischen osteuropäischen Fabrikate Ikarus und Škoda waren in Belgrad nie vorhanden, und moderne wie Solaris oder Škoda/Irisbus oder auch LAZ sind offenbar nicht finanzierbar. Als einzige westeuropäische Fahrzeuge gelangten insgesamt fünf gebrauchte Gräf&Stift-Obusse aus Österreich in den Bestand, die inzwischen offenbar abgestellt wurden. Der Zustand vieler Obusse ist schlecht, einige sind inzwischen rund 30 Jahre alt. Die bislang letzten Neufahrzeuge (erstmals in Niederflurbauweise) trafen 2004/05 ein. Gelenk-Obusse verkehren in Belgrad erst seit 2003, ihr Anteil liegt noch unter 20%. Nach neuesten Meldungen sollen nun ab Sommer 2010 insgesamt 83 neue Solo-Obusse von Belkommunmash (AKSM-321) geliefert werden, nachdem ukrainische und auch chinesische Anbieter ausgeschieden waren.

Rätselhaft ist die Vergabe der Wagennummern, zumindest bei den älteren Fahrzeugen: Die zahlenmäßig dominierenden ZIU-Obusse beginnen ab Betriebsnummer 1 und reichen mit vielen Lücken bis 152, dazwischen wurden nachträglich Ersatzwagen und andere Modelle eingereiht, so z.B. die fünf österreichischen mit den Nummern 53, 55, 56, 57, 59. Von Nummer 138 aufwärts (derzeit bis 186) erkennt man immerhin die chronologische Abfolge einzelner Lieferserien. Die frühere Farbgebung war rot mit weißem Oberteil; sie wurde inzwischen von einer orangefarbenen Einheitslackierung abgelöst, die aber vielfach durch Ganzreklame überklebt ist. Ausnahmen bilden die insgesamt 30 aus Athen übernommenen Altwagen (ebenfalls Fabrikat ZIU), die in ihren gelb-weiß-violetten Ursprungsfarben verkehren. Das Streckennetz mit seinen acht Linien erstreckt sich über insgesamt 58 Kilometer. Eine große Zahl von Obussen findet man jederzeit an der Wendeschleife Studentski trg in der Innenstadt.

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Omnibus

Im Betriebszweig Omnibus dominieren die verschiedensten Typen des einheimischen Herstellers Ikarbus (vormals Ikarus, Name 2002 geändert), der aus einer Flugzeugfabrik hervorging und heute in Novi Sad beheimatet ist. Auch Mercedes-Benz und MAN (beide überwiegend aus türkischer Produktion) sowie FAP als weiterer einheimischer Hersteller gehören zum Belgrader Fuhrpark, der knapp 850 Busse, davon fast 60 Prozent Gelenkbusse, umfasst. Die Gesamtzahl der Linien wird derzeit mit 119 angegeben. Abgesehen von den Fahrzeugen mit Ganzreklame tragen die Busse der GSP heutzutage eine Lackierung in kräftigem Gelb mit blauem Streifen. Eine durchgehende Systematik der Wagennummern ist auf Anhieb nicht zu erkennen. Am Verkehrsknotenpunkt Terazije, etwa zwischen Altstadt und heutiger City gelegen, herrscht ständig ein beeindruckendes Gewühl ankommender und abfahrender Linien. Verstärkt wird die bunte Vielfalt noch durch die zahlreichen privaten, auswärtigen und überregionalen Verkehrsunternehmen (z.B. Lasta, Banbus, Beobus) mit ihren teilweise „exotischen“ Modellen (z.B. Güleryüz, Sanos, FAP, MAZ, LIAZ).

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Straßenbahn

Die Belgrader Straßenbahn verkehrt eher in der Unterstadt und in den Trabantensiedlungen. Auf den 12 Linien sind ganz überwiegend Tatra-Gelenkwagen des Typs KT4 unterwegs. Zwischendurch erblickt man immer wieder einzelne Düwag-Bahnen in grüner Baseler Originallackierung. Einheimische (genauer: kroatische) Straßenbahnwagen der Marke „Ðuro Ðaković“, die in den vergangenen Jahrzehnten sehr verbreitet waren, sind nicht mehr im Einsatz.

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zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Die Bilderserie entstand im August 2009 anlässlich eines Kurzbesuchs in Belgrad, dem Aufenthalte in den 1970/80er Jahren vorangegangen waren. Die Anreise erfolgte diesmal per Eisenbahn ab Timişoara (Rumänien), ein sehr zeitraubendes Unterfangen. Zum Grenzübertritt nach Serbien ist ein gültiger Reisepass notwendig. Die touristische Infrastruktur von Belgrad ist vergleichsweise schlecht. Man sollte sich auch der Tatsache bewusst sein, dass Beschilderungen und Pläne weitgehend nur in kyrillischer Schrift existieren.

Eine Weiterverwendung der Fotos, insbesondere auch der historischen Aufnahmen, bedarf der schriftlichen Zustimmung des Autors.


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