Magazin: Fotogalerie Budapest (Ungarn)


von Ulrich Kissmann

(Februar 2008)

Vom 24. bis 30.12.2007 führte mich eine Reise nach Budapest, die Hauptstadt Ungarns. Die Anreise dauerte von Bonn aus sehr lange: Der CityNightLine-Nachtzug fuhr um 20.36 Uhr in Bonn ab, kam in Wien leider mit ca. 20 Minuten Verspätung am nächsten Morgen gegen 8.55 Uhr an, die Weiterfahrt mit dem InterCity Wien - Belgrad über Budapest erfolgte um 9.52 Uhr, Ankunft in Budapest um 12.53 Uhr. Das Geldwechseln (Ungarn hat keine Euro) und der Kauf der Tageskarten im U-Bahn-Bereich war einfach zu bewerkstelligen, die Fahrt zum Hotel ebenfalls einfach.

Der ÖPNV in Budapest ist recht alt und verbraucht, aber dank EU-Mitgliedschaft kommt die Modernisierung langsam, aber sehr langsam in Fahrt. Das Busnetz ist sehr groß. Meist fahren die Linien immer von zentralen Umsteigepunkten von Metro oder Straßenbahn ab. Mittlerweile ist es ja üblich, dass die in Deutschland ausgemusterten Busse gen Osten wandern und dort noch ein zweites Leben leben. Nicht so in Budapest – denn Budapest in der Geburtsort des legendären Ikarus-Busses.


Stadtbusse

Bereits 1895 hatte Imre Uhry in Budapest eine Werkstatt für Fahrzeugbau gegründet. Diese ging in der Weltwirtschaftskrise pleite, wurde aber von seinen Söhnen aufgekauft und ausgebaut. Nach dem Krieg wird die Firma verstaatlicht und der Name „Ikarus“ geboren. Bis zur politischen Wende baute Ikarus unglaublich viele Busse, denn was die CKD in Prag bei den Straßenbahnen war, war Ikarus bei den Bussen. Alle Verkehrsbetriebe im sowjetischen Machtbereich mussten Ikarus-Busse kaufen. Allein die 200er-Serie wurde in mehr als 200.000 Exemplaren gebaut! Diese 200er-Serie stellt in Budapest immer noch die Hauptlast. Die ältesten Fahrzeuge wurden 1985 gebaut, die neuesten noch bis 1992 - die neuesten haben sogar Matrixanzeigen erhalten. Man unterscheidet zwischen dem Ikarus 260 (Solobus) und dem 280 (Gelenkbus). Teile der Gelenkbusse haben eine Sonderlackierung und fahren als Schnellbusse (Gyors 7-173) durch Budapest.

Die ersten richtigen „Nachwendemodelle" kamen dann ab 1993 - es fahren der Ikarus 405 (Midibus), der Ikarus 415 (Solobus) und der Ikarus 435 (Gelenkbus), allesamt hochflurig. Diese Fahrzeuge wurden bis Mitte der 1990er Jahre gebaut. Der Ikarus 415 kam zum Teil schon 1988 auf die Straße, wurde aber dann bis ca. 1993 vom 260/280 wieder verdrängt. Erst danach bestellte die BKV (Budapesti Közlekedési Zártkörûen Mûködõ Részvénytársaság) diesen Fahrzeugtyp in Serie.

Der Quantensprung gelang der Firma Ikarus um die Jahrtausendwende herum. Seitdem wurde der Typ 412 ausgeliefert, was ein reiner Niederflurbus ist. Die Motoren für diese Fahrzeuge wurden vom deutschen Hersteller MAN geliefert. Diese Version findet man aber nur in der Soloversion in Budapest.

Im Jahre 2004 ist dann das richtige Niederflurzeitalter in Budapest angebrochen. Die BKV bestellten bei Volvo Hungaria eine Reihe von Niederflurgelenkbussen des Typs 7700 A, in den Folgejahren kamen weitere Bestellungen dazu. Mercedes-Benz und MAN wiederum spielen in Budapest keine Rolle. Es gibt auch noch Solobusse von Volvo in Budapest, diese gehören aber nicht zur BKV, sondern offenbar einem Privatunternehmen, welches für die BKV fährt.


O-Busse

Was man nicht übersehen darf ist das Netz von O-Bus-Linien in Budapest. Während die Dieselbusse alle blau lackiert sind, wurden die O-Busse alle rot lackiert. Dabei unterscheidet man drei verschiedene Typen. Die ältesten sind die ZIU-9B. Diese wurden zwischen 1976 und 1984 gebaut. Diese in Westeuropa eher unbekannte Marke findet man in Osteuropa oft vor, u.a. auch in Moskau.

Die nächstälteren sind die Ikarus 280 T-GVM, also die O-Bus-Version des Ikarus 280. Diese von 1987 bis 1989 gebauten Busse findet man überall im O-Bus-Netz vor und sind im Grunde das bestimmende Fahrzeug dort.

In den Jahre 2005 bis 2007 wurden nun neue O-Busse gekauft. Der Solaris Trollino 12 war das bevorzugte Modell. Dabei unterscheidet man zwischen Solaris/Ganz Trollino 12B und Solaris/Škoda/Ganz Trolino 12B. Die elektrische Ausstattung stammt demnach bei allen Fahrzeugen von Ganz. Diese Busse fahren nur auf der Linie 70, die in etwa mit der Berliner Linie 100 zu vergleichen ist, also touristisch wertvoll und in allen Reiseführern genannt.


Regionalbusse

Während die BKV sich auf den Stadtverkehr beschränkt, gibt es in Budapest noch eine zweite Busfirma, die den Regionalbusverkehr durchführt. Die Firma Volánbusz fährt von verschiedenen Standorten in Budapest den Busverkehr in die Region. Die Standorte sind immer Busbahnhöfe in der Nähe von zentralen Punkten, wie dem Moszkva tér, dem Stadionok oder Arpád hid. Die Busse dieser Firma sind in der Regel orange und schon deshalb gut sichtbar. Der Wagenpark ist bunt gemischt, vom Ikarus 260 über Scania und Mercedes-Benz bis hin zum in Budapest obligatorischen Volvo 7700 hat der Betrieb einen vielfältigen Bestand.


Alle in diesem Artikel abgebildeten Fotos wurden von Ulrich Kissmann im Dezember 2007 aufgenommen.

Quellen:
- www.ikarus311.de/start3.htm
- jarmu.cyberhungary.net/vtkall/
- Internetpräsenz der BKV Budapest


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