Magazin: Reisebericht Jütland (Dänemark)


von Manuel Bosch

(Februar 2010)

Jütland ist der kontinentaleuropäische Teil Dänemarks. Mit einer Ausdehnung von 29.775 Quadratkilometern macht dieser Teil rund 70 Prozent der Gesamtfläche Dänemarks aus, auf dem aber mit rund 2,2 Millionen Einwohnern nur 40 Prozent der Bevölkerung leben. Im Süden Jütlands bildet ein schmaler Streifen zwischen den deutschen Städten Niebüll und Flensburg Dänemarks einzige Landgrenze zu einem Nachbarstaat. Jütland ist ansonsten im Westen von der Nordsee, im Nordwesten vom Skagerrak, im Nordosten vom Kattegat und im Südosten von der Ostsee umgeben. Die größte Stadt in Jütland ist Århus, mit rund 300.000 Einwohnern zugleich die zweitgrößte Stadt Dänemarks. Mit Ausnahme von Aalborg sind alle weiteren Städte in Jütland höchstens 55.000 Einwohner groß. Entsprechend ist das Bild des Landstrichs sehr ländlich geprägt, wobei die Landschaftsform trotz einer Ost-West-Ausdehnung von nur rund 100 Kilometern zwischen den beiden Küsten deutlich variiert.

Die weiteren Teile Dänemarks werden durch mehrere Inseln östlich von Jütland gebildet bis hin zur Insel Seeland mit der Hauptstadt Kopenhagen an der Ostspitze des Landes. Die Währung in Dänemark ist weiterhin die Dänische Krone, da das Land bislang nicht die europäische Gemeinschaftswährung eingeführt hat. Das Preisniveau ist wie in Nordeuropa üblich höher als in Deutschland, nicht zuletzt aufgrund des Mehrwertsteuersatzes von 25 Prozent.

Der dänische Busverkehrsmarkt ist seit Beginn der 1990er Jahre als klassischer Ausschreibungsmarkt organisiert. Die öffentliche Hand hat dazu Regiegesellschaften gegründet, die die Organisation und Ausschreibung der Verkehre übernehmen. Die Fahrleistungen werden dann in Ausschreibungsverfahren vergeben. Diese Marktorganisation hat zu einer starken Konzentration der Busunternehmen auf einige wenige Konzerne und große Mittelständler geführt. Marktführer ist der britische Arriva-Konzern, der neben dem ehemaligen staatlichen Bahnbusbetrieb auch kommunale Verkehrsgesellschaften, große Mittelständler und zuletzt die Aktivitäten des französischen Veolia-Konzerns übernahm.

Dieser Reisebericht stellt den Busverkehr in einigen ausgewählten Städten Jütlands vor. Er gibt den Stand zum Besuchszeitpunkt im August 2009 wieder und ist ohne Anspruch auf Vollständigkeit als Momentaufnahme zu betrachten. Den Abschluss bildet ein Blick nach Odense auf der benachbarten dänischen Insel Fünen.



Esbjerg

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Die Stadt Esbjerg liegt im Südwesten Jütlands an der Nordsee. Mit 71.000 Einwohnern ist Esbjerg die fünftgrößte Stadt Dänemarks und zugleich wichtigster Nordseehafen des Landes. Von hier aus starten Fähren zu den Inseln Fanø und Färöer sowie nach Harwich in Großbritannien. Bis vor einigen Jahren hatte die Fischerei große Bedeutung für Esbjerg, heute ist es vor allem der Offshore-Bereich (also Bohrplattformen und Windkraftanlagen in der Nordsee). Abseits des Hafens zeigt sich Esbjerg als beschaulicher Ort mit einer gepflegten Innenstadt.

Das Stadtbusnetz von Esbjerg umfasst 12 Linien, die die Stadt flächendeckend erschließen. Zentraler Knotenpunkt ist der Bahnhof, an dem sich jeweils mehrere Linien zum Rundumanschluss treffen. Die Regiegesellschaft für den Busverkehr im südlichen Teil Jütlands ist Sydtrafik, die den Stadtbusverkehr von Esbjerg im Jahr 2008 ausschrieb. Die Ausschreibung gewann die Pan Bus A/S mit Sitz in Viborg, die seit dem Jahr 2007 zur deutschen DB Stadtverkehr GmbH gehört.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Pan Bus übernahm am 28.06.2009 die Leistungen von Arriva als bisherigem Betreiber und setzt nun für die Dauer von acht Jahren 30 Busse im Stadtverkehr von Esbjerg ein. Dafür wurden überwiegend Low-Entry-Busse des Typs Crossway LE von Irisbus sowie einige dreiachsige Scania OmniLink beschafft. In Dänemark sind Low-Entry-Busse in Stadtbusnetzen weit verbreitet, charakteristisch ist auch die Ausführung mit einer dritten, einfachbreit ausgeführten Tür am Heck. Die Fahrzeuge in Esbjerg sind nach den Vorgaben der Regiegesellschaft gelb lackiert, lediglich kleine "Pan Bus"-Schriftzüge mit dem bekannten DB-Logo weisen auf den Betreiber hin.



Kolding

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Ungefähr auf gleicher Höhe wie Esbjerg, aber an der Ostseite Jütlands liegt die Stadt Kolding mit rund 56.000 Einwohnern. Nahe des Lillebælt - mit dem Übergang zur Insel Fünen und damit in Richtung der dänischen Inseln und weiter nach Skandinavien - gelegen, ist die Stadt ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Das Gebiet um Kolding gilt aufgrund dieser Lage als eine der dänischen Regionen mit den besten wirtschaftlichen Perspektiven. Die Innenstadt von Kolding ist allenfalls durchschnittlich und die Bauwerke der verschiedenen Epochen wirken unharmonisch, lediglich das am Rande des Zentrums über der Stadt gelegene Schloss Koldinghus mit kleinem See und die moderne Bibliothek sind sehenswert.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Das Stadtgebiet rund um den Koldingfjord wird von sieben Stadtbuslinien bedient. Eine zentrale Haltestelle mit Rundumanschlüssen besteht am Rande der unmittelbaren Innenstadt, während der nahegelegene Bahnhof nur mittelbar angebunden wird. Die Zentralhaltestelle selbst wirkt ausgesprochen ungepflegt und auch die unmittelbare Umgebung trägt nicht zu einem attraktiven Erscheinungsbild bei. Den ebenfalls von der Regiegesellschaft Sydtrafik organisierten Stadtbusverkehr betreibt Arriva mit einem abwechslungsreichen Fuhrpark: Neben Volvo-Fahrgestellen mit Säffle-Aufbauten kommen auch Scania OmniLink in Solo- und Gelenkversion sowie Volvo 8700 LE zum Einsatz. Die Fahrzeuge tragen eine zweifarbige Lackierung in dunkelblau mit gelbem Frontbereich. Im Regionalverkehr ist das ebenfalls zu Arriva gehörende Unternehmen Bent Thykjær tätig.



Fredericia

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Fredericia ist eine Festungsstadt auf der jütländischen Seite des Lillebælt, der hier an seiner schmalsten Stelle Jütland von der Insel Fünen trennt. Im Jahre 1650 gegründet, zählt die gewonnene Schlacht gegen Schleswig-Holstein im Jahre 1849 zu den Meilensteinen der dänischen Geschichte. Die 40.000 Einwohner zählende Stadt verfügt über im Schachbrettmuster angelegte gerade Straßenzüge und eine gut erhaltene Wallanlage, die heute einen breiten Grünstreifen um die Stadt bildet. Fredericia hat den größten Güterhafen Dänemarks, der der Stadt abseits des überschaubaren Zentrums eine industrielle Prägung verleiht, wobei ein großes Chemiewerk im Jahr 2009 abgerissen wurde.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Acht Stadtbuslinien erschließen das unmittelbare Stadtgebiet sowie einige Vororte. Als zentraler Knotenpunkt dient der Bahnhof von Fredericia, der etwas außerhalb der Innenstadt liegt. Hier treffen sich die Stadtbuslinien halbstündlich zum Rundumanschluss. Für die Regiegesellschaft Sydtrafik betreibt das Unternehmen City-Trafik den Stadtverkehr, das sich vollständig im Besitz des französischen Keolis-Konzerns befindet. City-Trafik setzt überwiegend Scania OmniLink ein, die sich auch in Fredericia in einer gelben Farbgebung zeigen.



Vejle

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Vejle ist die Hauptstadt der Region Syddanmark und hat 50.000 Einwohner. Die Stadt liegt nördlich von Kolding unmittelbar am Ende des Vejlefjords zwischen zum Teil recht steilen und bewaldeten Anhöhen. Sie hat eine lange Tradition als Seehandelsstadt, war aber bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nur von regionaler Bedeutung. Heute profitiert Vejle von seiner verkehrsgünstigen Lage in Jütland und der Nähe der Brücken über den Lillebælt. Die Innenstadt ist im Gegensatz zu vielen anderen in Jütland von moderneren Gebäuden geprägt.

Auch in Vejle ist Sydtrafik noch als Regiegesellschaft für den Busverkehr verantwortlich. Elf Stadtbuslinien bedienen das recht weitläufige Stadtgebiet. Betreiber ist die Firma Wulff Bus A/S, die zum Arriva-Konzern gehört. Sie setzt ganz überwiegend Volvo B12BLE mit Aufbauten von Säffle ein, dazu kommen - neben älteren Solobussen - auch einige der in Dänemark seltenen MAN A23. Die Stadtbusse in Vejle sind einer auffälligen grünen Lackierung gehalten. Vor dem Bahnhof befindet sich ein großer Busbahnhof, an dem sowohl die Stadtbuslinien regelmäßig zusammentreffen als auch die Regionalbusse abfahren. Letztere werden zu einem großen Teil von Bent Thykjær betrieben, außerdem konnte die norwegische Tide Buss im Jahr 2009 die bislang von der nun insolventen Iversen-Gruppe erbrachten Leistungen übernehmen.

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Horsens

zum Vergrößern bitte klicken Wiederum weiter nördlich liegt die Stadt Horsens. Die Kernstadt selbst hat rund 60.000 Einwohner, zusammen mit zwei im Rahmen einer Strukturreform angeschlossenen Gemeinden kommt man heute auf 80.000 Bewohner. Im Stadtgebiet befindet sich eine der höchsten natürlichen Erhebungen Dänemarks mit einer Höhe von 170 Metern über See. Die Innenstadt weist eine größere Fußgängerzone mit den verschiedensten Geschäften auf, ist insgesamt aber eher beschaulich. Die Hafenanlagen sind dagegen recht industriell geprägt.

Zwischen Vejle und Horsens verläuft die Zuständigkeitsgrenze der Regiegesellschaften Sydtrafik und Midttrafik, so dass letztere für den Busverkehr in Horsens verantwortlich zeichnet. Neun Stadtbuslinien erschließen die Stadt flächendeckend. Eine Umsteigehaltestelle befindet sich vor dem Bahnhof am Rande der Innenstadt. Wie in Vejle führt die Arriva-Tochter Wulff Bus auch den Stadtbusbetrieb in Horsens durch, wofür auch hier grün lackierte Volvo B12BLE mit Aufbauten von Säffle zur Verfügung stehen. Den umfangreichen Regionalverkehr bedient überwiegend Bent Thykjær. Für die Regionalbusse gibt es am Bahnhof von Horsens einen größeren Busbahnhof, der sich zwischen dem Empfangsgebäude und den verblieben beiden Bahnsteigen der Eisenbahnstrecke befindet.

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Århus

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Mit 300.000 Einwohnern ist Århus die größte Stadt in Jütland. Die Historie der Stadt reicht bis in die Wikingerzeit zurück, ab dem 16. Jahrhundert wurde sie zu einer bedeutenden Seehandelsstadt und erst ab Mitte des 19. bis hinein ins 20. Jahrhundert entwickelte sich Århus zur Großstadt. Heute gilt die Stadt als Zentrum Jütlands. Durch eine Universität und mehrere Hochschulen gibt es in Århus zahlreiche Studenten, was sich auch in einer lebendigen Atmosphäre in der Stadt wiederspiegelt. Auch wenn die Bauwerke in der Innenstadt zum Teil etwas unharmonisch aus verschiedenen Epochen stammen, ist vor allem die erst vor einiger Zeit angelegte Promenade entlang dem Fluß Au mit einem umfangreichen Gastronomieangebot sehr einladend.

Auch den Stadtverkehr in Århus organisiert inzwischen die Regiegesellschaft Midttrafik. Als eine der letzten Städte in Dänemark verfügt Århus mit Århus Sporveje (AS) noch über ein kommunales Verkehrsunternehmen. Erst im Jahr 2007 war der Busverkehr in Århus erstmals ausgeschrieben worden, wobei AS die Leistungen allerdings verteidigen konnte. Rund zwei Dutzend Stadtbuslinien bedient das Unternehmen, von denen zahlreiche eine dem Busverkehr vorbehaltene Trasse vom Bahnhof nordwärts durch die Innenstadt nutzen. Der abwechslungsreiche Fuhrpark von AS befindet sich zur Zeit noch in der Umstellung auf Niederflurbusse. Volvo-Fahrgestellen mit Mittelmotor, Hochfluraufbau und Niederflurplattform am Heck folgten Low-Entry-Busse Scania OmniLink sowie inzwischen Vollniederflurbusse: Dabei liefert insbesondere der polnische Hersteller Solaris seinen Niederflurbus Urbino in Solo- und Gelenkausführung, nicht minder interessant sind die 13,7 Meter langen dreiachsigen MAN A26-13,7m (Lion's City).

Aufgrund der Größe von Århus ist auch der Regionalbusverkehr in die umliegenden Orte recht umfangreich. Darunter befinden sich auch mehrere hochfrequentierte Überlandlinien, die zum Teil in dichtem Takt und mit Gelenkbussen bedient werden. Neben Arriva ist hier auch das Unternehmen De Grønne Busser aus Hinnerup zu nennen. Für den Regionalverkehr befindet sich etwas abseits des Bahnhofs ein großer Busbahnhof.

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Odense

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Östlich von Jütland liegt die Insel Fünen, auf der sich zentral gelegen die Stadt Odense befindet. Mit 187.000 Einwohnern ist sie die drittgrößte Stadt Dänemarks. Odense hat einige sehenswerte Bauwerke, ist aber vor allem durch den 1805 hier geborenen Dichter Hans Christian Andersen bekannt. Die Stadt ist zudem Bischofssitz und Standort der Universität von Süddänemark.

Regiegesellschaft für den Busverkehr in Fünen ist FynBus, das auch den Stadtverkehr in Odense organisiert. Die rund 15 Stadtbuslinien verkehren zum Teil als Liniengruppen mit gleichen Kernstrecken und teilweise überlagernd mit Regionalbuslinien. Zentraler Knotenpunkt ist auch in Odense der Bahnhof, der über eine Haltestellenanlage für den Stadtverkehr sowie einen größeren Busbahnhof für die Regionallinien verfügt. Die Leistungen im Stadtverkehr bedient nach einer Ausschreibung die norwegische Tide Buss, die hierfür Zwei- und Dreiachser auf Volvo-Fahrgestellen einsetzt. Einige Fahrzeuge tragen noch die ältere rot/graue Lackierung, inzwischen kommt eine grün/weiße FynBus-Farbgebung zur Anwendung. Den von Odense ausgehenden Regionalverkehr dominiert Arriva.

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Der Bericht vom Februar 2010 gibt den Stand zum Besuchszeitpunkt im August 2009 wieder.
Alle Fotos wurden von Manuel Bosch aufgenommen.
Der Autor dankt Angela Ille für ihre Geduld und Unterstützung bei diesem Reisebericht.


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