Fahrzeugbezogene Qualitätsstandards


von Manuel Bosch

Seit Herbst 2002 stellt der Münchener Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) bei Leistungsausschreibungen im Regionalverkehr mit Omnibussen konkrete Anforderungen an die Qualitätsstandards der einzusetzenden Fahrzeuge. Die festgelegten Qualitätsmerkmale und erste Erfahrungen werden im Folgenden vorgestellt.

Der MVV-Regionalbusverkehr
In acht Verbundlandkreisen - Starnberg, Fürstenfeldbruck, Dachau, Freising, Erding, Ebersberg, Bad Tölz/Wolfratshausen (teilintegriert) und im Landkreis München - wird ein MVV-Regionalbusverkehr angeboten. Auf über 200 Linien werden rund 490 Omnibusse eingesetzt, die Anzahl der Verkehrsunternehmen nimmt stetig zu und liegt mittlerweile bei über 50 Betrieben. Inzwischen wurden für mehrere Linien Ausschreibungsverfahren durchgeführt, dabei wurden die Leistungen ausschließlich an mittelständische Verkehrsunternehmen vergeben. Allerdings ist der international agierende Verkehrskonzern Connex mittlerweile durch den Kauf der Unternehmen Isaria und Griesteidl auch im Bereich des MVV aktiv.

Fahrzeugbezogene Qualitätsstandards im MVV
Die technischen Vorgaben zur Fahrtauglichkeit und Betriebssicherheit werden in den rechtlichen Bestimmungen eindeutig festgelegt, hinzu kommen die Angaben in den VDV-Rahmenempfehlungen für Linienbusse sowie die Anforderungen zur Förderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Der MVV hat darüber hinausgehend Vorgaben in Bezug auf den Komfort und die Kundenorientierung erarbeitet, welche die genannten Standards ergänzen oder für den Bereich des MVV definieren. Diese Anforderungen werden bei der Ausschreibung von Verkehrsleistungen zugrunde gelegt, so dass die auf den im Wettbewerb vergebenen Linien eingesetzten Fahrzeuge alle Merkmale aufweisen müssen. Außerdem können sich die Verkehrsunternehmen bei der Ersatzbeschaffung von Fahrzeugen auf freiwilliger Basis an den Qualitätsstandards orientieren.

zum Vergrößern bitte klicken Zu den fahrzeugbezogenen Leistungsmerkmalen zählen nach den Vorgaben des MVV elektronische Fahrausweisdrucker und eine Klimaanlage. Die Ausführung der Türen - inklusive der Anfahrsperre bei geöffneten Türen - ist ebenso geregelt wie der Einbau einer Absenkeinrichtung; generell werden für den MVV-Regionalbusverkehr Niederflurbusse gefordert. Zur Fahrgastinformation müssen ein digitales Ansagegerät sowie eine Haltestellenanzeige zur akustischen und optischen Information der Fahrgäste eingebaut werden. Eindeutige Regelungen werden auch bezüglich der Außenzielanzeigen getroffen: Zulässig sind LED- oder alternativ LCD-Anzeigen, die Anzeige vierstelliger Liniennummern muss ebenso gewährleistet sein wie ein frei programmierbarer Zeichensatz und eine festgelegte "Betriebsfahrt"-Beschilderung für jegliche Aus- und Einrückfahrten, Leer- und Werkstattfahrten.

zum Vergrößern bitte klicken Die Innenraumgestaltung der Omnibusse soll dem Corporate Identity des MVV entsprechen. Dies wird durch grüne Haltestangen und blaue Sitzpolster erreicht. Jede senkrechte Haltestange muss mit einem Haltewunschtaster versehen sein, an Tür 2 ist eine mechanische Rollstuhlrampe vorzusehen. Auch die sog. "Sondernutzungsfläche" gegenüber Tür 2 ist nach entsprechenden Anforderungen zu gestalten - dort sind sowohl zwei Klappsitze als auch eine Prallplatte für Rollstuhlfahrer anzuordnen. An jeder Tür muss ein blau gefärbter Entwerter nach den MVV-Spezifikationen angebracht werden.

Auch das Außendesign der Fahrzeuge wird vom MVV festgelegt. Die genau beschriebene Anordnung der vorgegebenen Farbtöne ist auf den Aufnahmen zu erkennen, darüber hinaus wird auch die Anbringung von "MVV"-Signets und Namensschriftzügen der Verkehrsunternehmen geregelt. Fremdwerbung am Omnibus ist nicht gestattet - seitlich ist ein Werbeschriftzug des MVV vorgesehen, das Heck ist für MVV-Eigenwerbung freizuhalten.

zum Vergrößern bitte klicken Schließlich enthalten die Qualitätsstandards des MVV auch Anforderungen an die weitergehende Kundeninformation. Hinweise zu Verbundfahrplan, Linienwege, Verbundtarif sowie Verkaufs- und Entwertungssystem sind soweit möglich in der Dachschräge oberhalb der Sondernutzungsfläche gegenüber Tür 2 anzubringen. Im Bereich dieser Fläche soll außerdem eine Handzettelbox eingebaut werden, ein Klapprahmen an der Fahrerkabinenrückwand ist für weitere Informationen vorzusehen. Letztendlich wird auch auf die Dienstkleidung des Fahrpersonals eingegangen, so dass die Qualitätsstandards alle fahrzeugbezogenen Bereiche umfassen.

Die vollständigen fahrzeugbezogenen Qualitätsstandards des MVV können als pdf-Datei eingesehen werden.

Erste Reaktionen und Erfahrungen
Die erste Betriebsaufnahme der neuen Qualitätsstandards im MVV erfolgte zum 25.11.2002, bereits Mitte 2002 wurden die ersten Fahrzeuge im MVV-Design zum 30jährigen Jubiläum des Verkehrsverbundes präsentiert. Die Reaktionen der an den Ausschreibungen teilnehmenden Unternehmer sind Angaben des MVV zufolge durchweg positiv. Anlaufschwierigkeiten bereitete jedoch in einigen Fällen die neue Technik - beispielsweise bei der Einrichtung oder Umstellung vom Blockfahrscheinverkauf auf elektronische Fahrausweisdrucker oder bei Lieferschwierigkeiten einzelner Zulieferteile wie Zielanzeigen und Entwertern.

Insgesamt werden bereits rund 40 Fahrzeuge im neuen MVV-Standard eingesetzt. Einige Unternehmen haben sich bei Ersatzbeschaffungen freiwillig nach den Qualitätsstandards gerichtet und ihre neuen Omnibusse entsprechend ausgestattet.


Die Internetpräsenz des Münchener Tarif- und Verkehrsverbundes erreichen Sie unter www.mvv-muenchen.de.


| Wir über uns | Seitenanfang | Mail an stadtbus.de |

logo.gif (3506 Byte)
© 2003