Magazin: Reisebericht Island


von Klaus Schameitat

Island hat unter den Staaten Europas eine besonders isolierte Lage. Die größte vulkanische Insel der Erde liegt weit draußen im Atlantik ganz knapp unter dem Nördlichen Polarkreis. Von den insgesamt rund 290 000 Einwohnern leben 113 000 in der Hauptstadt Reykjavík. Zählt man die sechs angrenzenden Gemeinden hinzu, so kommt man auf rund 184 000 Einwohner im sogenannten „Hauptstadtgebiet“. Das bedeutet, dass sich zwei Drittel der Gesamtbevölkerung im Südwesten nahe der Küste konzentrieren, während z.B. das Binnenland völlig unbewohnt ist. Rein statistisch betrachtet trifft man damit in Island auf noch nicht einmal 3 Menschen pro Quadratkilometer. Die Besiedlungsdichte ist vergleichbar etwa mit der Mongolei und auf jeden Fall die geringste in Europa. Alle Isländer zusammen entsprechen ungefähr der Einwohnerzahl von Aachen oder Bonn.


Reykjavík

Es gibt ein städtisches Busnetz von 35 Linien unter dem Namen „Straetó“. Die Busgesellschaft firmierte bislang unter dem Kürzel SVR und ist im Internet unter www.bus.is zu finden. Der einheitlich dunkelgelb lackierte Fahrzeugpark ist mit anderen skandinavischen Betrieben durchaus vergleichbar. Er besteht aus rund 75 Solobussen der Fabrikate Volvo und Scania, neuerdings auch Irisbus. Auch sieben Mini- bzw. Midibusse sind vorhanden: MAN NM 222 sowie Mercedes Sprinter. Gelenkbusse scheint es in ganz Island nicht zu geben. Eine Besonderheit sind die drei Mercedes Citaro Brennstoffzellenbusse, die hier seit Mitte 2003 erprobt werden. Der Versuch läuft mit insgesamt 30 Fahrzeugen in 10 europäischen Städten parallel, nämlich in Amsterdam, Barcelona, Madrid, London, Luxemburg, Porto, Stockholm, Stuttgart, Hamburg und eben Reykjavík.

Die Stadtlinien verkehren werktags zwischen 7 und 24 Uhr etwa alle 20 Minuten, sonntags erst ab 10 Uhr und nur alle 30 Minuten. Ein Einzelticket kostet beim Fahrer 220 isländische Kronen (ISK), das sind ca. 2,80 Euro. Man muss passend zahlen, da die Busfahrer kein Geld wechseln! Insgesamt gesehen ist das Preisniveau in Island sehr hoch.

Obwohl praktisch jeder isländische Haushalt mindestens ein Auto besitzt, nutzen etwa 30 Prozent der Einwohner den öffentlichen Nahverkehr einmal pro Woche oder öfter. Zentrale Umsteigeplätze in der Stadt sind die Haltestellen Hlemmur und Laekjartorg. Das Busdepot befindet sich am Sundlaugavegur direkt am Meer. Das Überlandbusterminal der BSÍ liegt am Vatnsmýrarvegur neben dem städtischen Flugplatz. Der internationale Flughafen Islands hingegen heißt Keflavík und liegt auf der Halbinsel Reykjanes über 50 km außerhalb der Hauptstadt!



Entlang der Ringstraße Nr. 1

Nur im Hauptstadtgebiet gibt es ein wirklich dichtes Straßennetz, das sich sogar landeinwärts (nach Osten) bis zu den bedeutenderen Sehenswürdigkeiten hinzieht: zum Thingvellir, zum Geysir Strokkur oder zum Wasserfall Gullfoss. Die Ringstraße, genannt Nr. 1, erschließt Island weitgehend küstennah auf einer Länge von etwa 1400 km und zu mehr als 95 Prozent asphaltiert. Zeitraubend ist insbesondere im Südosten das Umfahren einiger langgezogener Fjorde. Die Verkehrsdichte ist außerordentlich gering. Die Tour kann man bequem in 5 bis 6 Tagen absolvieren. Unterwegs gibt es eine Vielzahl landschaftlicher Höhepunkte: Wasserfälle, Lavawüsten, Sanderflächen, Fjorde, Felsformationen, Gletscher und sogar Eisberge. Das Binnenland ist für gewöhnliche Fahrzeuge weitgehend tabu; hier existieren nur Pisten, die erst spät im Jahr freigegeben werden und teilweise die Durchquerung von Flussbetten erforderlich machen.

Die isländischen Reisebusse sind daher überwiegend hochbeinige Spezialfahrzeuge auf LKW-Chassis, nicht selten wohl teure Einzelanfertigungen. Das dürfte die erkennbar lange Einsatzdauer erklären. Immer noch sieht man viele Exemplare mit den alten (schwarzen) Nummernschildern, die seit 1986/87 nicht mehr ausgegeben werden. Ähnlich wie in Nordnorwegen werden auch Güter per Bus mitbefördert. Da inzwischen die Zufahrten zu etlichen Attraktionen verbessert bzw. asphaltiert worden sind, trifft man auch gelegentlich auf ganz gewöhnliche Reisebusse. In Einzelfällen kommen Touristenbusse trotz der langen Anreise sogar mit der Fähre aus dem Ausland; so wurde z.B. ein altersschwacher Skoda-Karosa mit tschechischer Nummer gesichtet!

Einen regulären Stadtverkehr gibt es außerhalb der Hauptstadtregion wohl nur noch in der zweitgrößten Stadt: Akureyri im Norden (16 000 Einwohner). Je zwei betagte Mercedes-Benz O 305 und Ikarus-Midibusse der E-Baureihe wurden gesehen.



Der Bericht basiert auf Beobachtungen im Juni 2000 und Juli 2005. Alle Fotos wurden von Klaus Schameitat im Juli 2005 aufgenommen.


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