Unterwegs: Der Nahverkehr in L'viv (Ukraine)


von Klaus Schameitat

(Juni 2007)

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Die Großstadt Lemberg (ukrain.: L'viv, russ.: L'vov) liegt nur 80 Kilometer jenseits der polnischen Ostgrenze. Mit über 720 000 Einwohnern ist sie das Zentrum der katholisch geprägten, mitteleuropäisch orientierten Westukraine. In seiner äußerst wechselvollen Geschichte gehörte L'viv zeitweise zu Polen wie auch zu Österreich-Ungarn. Die beschauliche Altstadt erinnert auf Schritt und Tritt daran, während man am Stadtrand die gigantischen Plattenbausiedlungen sowjetischer Prägung als herben Kontrast erlebt. Im Unterschied zu den neuen EU-Staaten Osteuropas und selbst zu russischen Großstädten macht sich in der Ukraine fast überall die ökonomische Misere des rohstoffarmen Staates bemerkbar.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Ein gutes Beispiel dafür ist der Zustand der öffentlichen Verkehrsmittel: Obus, Straßenbahn, Gleisanlagen - alles ist in einem unglaublich abgewirtschafteten Zustand. Seit Jahrzehnten wurde offensichtlich nicht mehr grundlegend repariert, sondern bestenfalls improvisiert. Die Frontscheiben der Obusse weisen vielfach Risse auf, die Bestuhlung ist zusammengeflickt aus Restbeständen, die Lackierung immer wieder übergepinselt, die Türen schließen manchmal nicht richtig und einzelne Türfenster wurden sogar durch Bleche ersetzt. Holpriges Kopfsteinpflaster und ungepflegte Fahrdrähte lassen keine akzeptablen Geschwindigkeiten zu, fördern den Verschleiß und führen gelegentlich zu Betriebsunterbrechungen. Eine wirkliche Alternative stellen da die zahllosen gelben oder orangefarbenen Midibusse dar, die als sogenannte „Marschrutkas“ überall im Stadtgebiet in dichter Folge auf festen Linien verkehren. Sie werden offenbar privat oder genossenschaftlich betrieben. Während bei den kommunalen elektrischen Verkehrsmitteln per Schaffnerin ein Fahrgeld von umgerechnet 0,08 Euro eingetrieben wird, gilt in den Marschrutkas ein doppelt so hoher Tarif, der direkt an den Fahrer zu entrichten ist. Dafür kommt man schneller und komfortabler, meist sogar mit Sitzplatz ans Ziel. Alle Verkehrsmittel sind nämlich in der Regel gut ausgelastet.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Die kommunalen Verkehrsbetriebe der Stadt L'viv firmieren unter einem unhandlichen Namen: L'vivelektrotrans. Der Obusbetrieb begann im November 1952. Derzeit existieren laut Plan 13 Linien, von denen aber möglicherweise nicht alle tatsächlich befahren werden. Auch sind nicht alle Streckenäste untereinander verbunden. Dieselbusse in den üblichen Größen sieht man Stadtverkehr von L'viv so gut wie gar nicht. In der rund 120 Fahrzeuge umfassenden Obusflotte gibt es keine Gelenkwagen. Die letzten Skoda 9Tr scheinen ausgemustert zu sein. Von den angeblich 1996 gelieferten JuMZ ist nichts zu sehen. Momentan fahren drei Typen im gemischten Verkehr:

Nummernserie 001- ...LAZ 52522Baujahr um 1995einige bereits im Depot abgestellt
Nummernserie 100-106LAZ E-183Baujahr 2006Neuzugänge (Niederflur)
Nummernserie 501-...Skoda 14TrBaujahre in den 1980ernteils aus Tschechien übernommen

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Den Zustand der Skoda-Obusse darf man wohl als bedenklich bezeichnen. Es bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft genügend Investitionsmittel zur Verfügung stehen werden, um zahlreiche weitere Exemplare des neuen Niederflurtyps E-183 anzuschaffen. Dies umso mehr, da sie ja in der traditionsreichen LAZ-Fabrik direkt vor Ort produziert werden. Das kommunale Obusdepot in der vulycja Trolejbusna ist nicht einmal einen Kilometer vom Herstellerwerk entfernt!


Alle in diesem Artikel abgebildeten Fotos wurden von Klaus Schameitat im Juni 2007 aufgenommen.


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