Unterwegs: Der Nahverkehr in Rijeka (Kroatien)


von Klaus Schameitat

(November 2006)

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Rijeka ist mit knapp 145 000 Einwohnern nach Zagreb und Split die drittgrößte Stadt Kroatiens. Sie erstreckt sich an der Nordseite der Bucht von Rijeka, an der die Halbinsel Istrien in die inselreiche Küste Dalmatiens übergeht. Im Stadtgebiet von Rijeka dominieren die küstenparallelen Straßenzüge, weil das Hinterland ziemlich schroff in das bis zu 1500 Meter hohe Gorski Kotar-Gebirge übergeht, was erhebliche verkehrstechnische Probleme mit sich bringt. Von der slowenischen Südgrenze erreicht man Rijeka nach nur 23 Kilometern über eine ganz neue Autobahn, die sich am südöstlichen Stadtrand in Richtung Zagreb und in Richtung Split verzweigt. Letztere Strecke ist noch längst nicht fertig; beeindruckende Viadukte und vielfach gewundene Zufahrten stehen derzeit noch isoliert in den Steilhängen oberhalb des Hafens Bakar. In Richtung Pula und an die Westküste Istriens mit den malerischen Städtchen Rovinj und Poreč gelangt man über eine Abzweigung westlich der Stadt, die durch den imposanten Učka-Tunnel (5062 Meter lang) führt. Die hübsche slowenische Hauptstadt Ljubljana ist rund 110 Kilometer von Rijeka entfernt. Die ebenfalls sehr sehenswerten Hafenorte Koper, Piran, Izola und Portorož an der nur 47 Kilometer langen slowenischen Adriaküste sowie das italienische Triest erreicht man nach 70 bis 80 Kilometern. Nahe bei Rijeka liegt das mondäne Seebad Opatija, das an der Ostküste Istriens in die Badeorte Ičići, Lovran, Medveja und Moščenićka Draga übergeht, die alle unter dem immensen Durchgangsverkehr auf der eingezwängten Küstenstraße leiden. Im Süden von Rijeka ist die Insel Krk über eine Brücke vom Festland aus erreichbar. Dort befindet sich auch der regionale Flughafen.

Am 07.11.1899 wurde in Rijeka der Straßenbahnbetrieb aufgenommen, der schließlich 1952 einem Obusbetrieb wich. Bereits 1971 erfolgte dessen Stilllegung, etwa zeitgleich mit den Obusanlagen in Split und Ljubljana (damals alle im Staate Jugoslawien gelegen). Als elektrische Straßenverkehrsmittel im heutigen Kroatien sind nur noch die Straßenbahnbetriebe von Zagreb und Osijek zu nennen.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Heute betreibt das kommunale Busunternehmen "Autotrolej" (KD Autotrolej d.o.o.) die insgesamt 43 Stadt- und Vorortlinien von Rijeka, die bis nach Medveja und Lovran reichen. Dafür stehen derzeit 177 Fahrzeuge der Marken MAN, Mercedes-Benz und Sanos zur Verfügung. Nach Betriebsangaben befinden sich darunter 68 Gelenk- und 12 Midibusse. Den Überland- und Fernverkehr ab Rijeka bedient das Unternehmen "Autotrans Rijeka". Die Eisenbahnverbindungen von und nach Rijeka sind umständlich und zeitraubend, der Fähr- und Schiffsverkehr der "Jadrolinija" entlang der kroatischen Küste und zu den Inseln hingegen recht gut.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Eine Besonderheit der "Autotrolej"-Busflotte ist die große MAN-Typenvielfalt. Zunächst einmal verkehren noch sehr viele SL und SG der ersten Standardbaureihe. Sie waren im Jahre 1985 bereits vorhanden. Es handelt sich dabei ausnahmslos um jugoslawische Lizenzaufbauten des (heute slowenischen) Herstellers Avtomontaža, die mit ihren Unterflurmotoren verschiedene Türanordnungen zuließen: ob als zwei- oder dreitüriger Solo- oder als Gelenkbus, alle besitzen eine hintere Tür mit Heckplattform. Ansonsten unterscheiden sich diese SU 220 und SG 240 mit Avtomontaža-Karosserien nur unwesentlich von den deutschen MAN-Werksaufbauten. Trotz ihres beträchtlichen Alters sind die meisten noch in einem akzeptablen Zustand. Auch vom MAN-Standardbus der zweiten Generation gibt es etliche dreitürige Fahrzeuge von Avtomontaža mit Unterflurmotor, ohne die gewohnte Motorklappe am Heck. Im letzten Jahrzehnt kamen dann fast nur noch zweitürige MAN-Modelle in den Bestand, und zwar: Avtomontaža-Aufbauten des NL 202 (fast identisch mit MAN-Werksaufbau), einige SL 223 (Lion's Classic mit Werksaufbau) sowie MANAŞ-Solobusse (türkisches MAN-Hochflurmodell).

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken In den 1970er und 1980er Jahren hatte es eine große Zahl Mercedes-Benz O 317 in Rijeka und anderen jugoslawischen Städten (z.B. Ljubljana, Skopje, Zadar) gegeben. Außerdem waren die Fabrikate MAN und Magirus, beide auch als Lizenzbauten einheimischer Firmen (TAM, Ikarus-YU), auf dem jugoslawischen Markt immer stark vertreten. Die ältesten, noch im täglichen Betrieb befindlichen Busse der Stadt Rijeka stammen vom jugoslawischen Hersteller FAP-Sanos mit Sitz in Priboj in Südserbien. Die offenbar unverwüstlichen dreitürigen Solobusse Sanos S115 in ihrem 60er-Jahre-Design erinnern ein wenig an die O 317-Baureihe von Mercedes-Benz; außerdem gibt es viertürige Gelenkusse des Modells FAP-Sanos S200. Ganz neu im Wagenpark von "Autotrolej" sind jetzt etliche EvoBus MB O 345 (Conecto), sowohl in Solo- als auch Gelenkversion.

Alle "Autotrolej"-Busse kommen in einem sehr ansprechenden Design mit beigefarbenem Dach und orangefarbenem Unterteil daher. Die Zielangaben erfolgen meist mittels Steckschildern im Frontfenster, während der eigentliche Zielschildkasten bei vielen Fahrzeugen mit dem Unternehmensnamen beklebt ist. Reklameaufschriften gibt es nur in begrenztem Umfang.


Alle in diesem Artikel abgebildeten Fotos wurden von Klaus Schameitat im Oktober 2006 sowie eines im Oktober 1985 aufgenommen.


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