Magazin: Mercedes Omnibus-Tage 2005


von Manuel Bosch

Alle zwei Jahre veranstaltet Mercedes-Benz Omnibusse die Hausmesse Mercedes Omnibus-Tage (MOT), die nach dem Umzug des Omnibus-Gebrauchtwagen-Centrums (OGC) von Frankfurt am Main nach Mannheim in diesem Jahr erstmals am Standort Mannheim stattfand. Bei der MOT 2005 wurden vom 11. bis 13.11.2005 sowie vom 18. bis 20.11.2005 mehrere Welt- und Deutschland-Premieren gezeigt.

Die diesjährige Veranstaltung stand entsprechend unter dem Motto "Festival der Premieren". Neben den bereits auf der "busworld" in Kortrijk gezeigten Citaro LE und Travego, die erstmals auf einer Ausstellung in Deutschland zu sehen waren, stellte Mercedes-Benz auch den neuen Integro sowie einen vierachsigen, 20 Meter langen Gelenkbus "CapaCity" vor. Neben der Omnibusaustellung in der Auslieferungshalle des Werks Mannheim wurde dort sowie in der OGC-Halle ein Rahmenprogramm angeboten, darüber hinaus bestand die Möglichkeit zu Testfahrten mit den neu vorgestellten Fahrzeugtypen. Die beiden Ausstellungsorte sowie die Besucherparkplätze wurden durch einen Shuttleverkehr miteinander verbunden.

Im Folgenden werden die ausgestellten und bei den Testfahrten eingesetzten Fahrzeuge vorgestellt, unterteilt nach Linienbussen inklusive des Komibusses Integro und Reisebussen.


Linienbusse

zum Vergrößern bitte klicken Bereits in Kortrijk vorgestellt wurde der Citaro LE. Dieser Low Entry-Bus war in der 12 Meter langen Überlandausführung mit einflügeliger Vordertür ausgestellt, mit der gleich langen Stadtversion in dreitüriger Ausführung mit der Türanordnung VMh wurden Testfahrten angeboten. Des Weiteren ist die Überlandausführung auch mit 13,1 Metern Länge erhältlich. Abgesehen von einer geringen Startserie mit Euro 3-Maschinen werden sämtliche Citaro LE mit Euro 4-Dieselmotoren von 299 bis 354 PS erhältlich sein.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Neben der neuen Optik, die in Zukunft auch auf die weiteren Varianten der Citaro-Baureihe übertragen wird, verfügt der Citaro LE als wesentliche technische Neuerung über eine Einzelradaufhängung der vorderen Räder. Im Gegensatz zur recht harten Vorderachse des regulären Citaro bringt diese Innovation eine wesentliche Komfortsteigerung und schont zugleich den Aufbau. Der Citaro LE greift auf Komponenten des Citaro im vorderen, niederflurig ausgeführten Bereich sowie auf solche des Integro und des Travego RH im hinteren Hochflurbereich zurück. Sämtliche Aggregate im Heck können dadurch in optimierte Anordnung eingebaut werden, außerdem ist die Verwendung einer Hypoidachse statt der bei Vollniederflurbussen erforderlichen Portalachse möglich, was zu geringeren Verbrauchswerten und einem niederigeren Geräuschniveau führt.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Der Innenraum macht einen sehr hochwertigen Eindruck, die verwendeten Materialien vor allem im Bereich der Decken- und Dachrandverkleidung tragen dazu wesentlich bei. Das Ausstellungsfahrzeug verfügte zudem über Service-Sets mit Leseleuchte über jedem Sitzplatz. Der Übergang von Niederflur- in Hochflurbereich erfolgt zum Erreichen einer komfortablen Stehhöhe im Heckbereich mit einer Stufe in der Decke, die aufgrund der etwas komplizierten Formgebung leicht überladen wirkt. Ungewohnt für einen Linienbus ist die Theaterbestuhlung mit geringfügig ansteigenden Sitzreihen im Heck, durch die nach oben verlängerten Seitenscheiben bietet sich dem Fahrgast so aber ein guter Aus- und Überblick. Insgesamt vermittelt der Citaro LE den Eindruck eines soliden Fahrzeugs mit hoher Qualität, wobei vor allem die Einzelradaufhängung den Fahrkomfort spürbar anhebt.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Beeindruckende Ausmaße bietet der Prototyp des CapaCity, eines 20 Meter langen Gelenkbusses mit vier Achsen. Das auf dem Citaro G basierende Großraumfahrzeug wurde als Prototyp mit einem weiterentwickelten, futuristischen Design gezeigt. Zu Testzwecken existiert allerdings mindestens ein gleichartiges Fahrzeug in normaler Citaro Facelift-Optik - es ist davon auszugehen, dass der CapaCity in beiden optischen Varianten erhältlich sein wird. Technisch setzt sich der Gelenkbus aus dem Vorderwagen eines regulären Citaro G und dem Heck eines 15 Meter langen Citaro L zusammen. Von den vier Achsen sind die erste und vierte gelenkt, für das problemlose Rückwärtsfahren steht ein neuartiges Kamerasystem am Heck zur Verfügung. Bis zu 193 Fahrgäste kann der CapaCity bei einer Länge von 19,54 Metern befördern, denen vier Türen für den Ein- und Ausstieg zur Verfügung stehen. Der Wendekreis soll durch die gelenkte vierte Achse mit dem eines 18 Meter-Gelenkbusses vergleichbar sein, an den Voderrädern kommt die erstmals im Citaro LE verwendete Einzelradaufhängung zur Anwendung. Angetrieben wird der 18,5 Tonnen Leergewicht aufweisende CapaCity von einem 354 PS-Motor in Euro 4-Ausführung.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Trotz des weiterentwickelten Designs bedient sich der Großraum-Gelenkbus nahezu vollständig aus dem existierenden Citaro-Baukasten - zumal, wenn er in der regulären Optik erhältlich sein sollte. Durch die vierte Achse sowie das erforderliche Rückfahrkamerasystem dürfte der Preis dennoch deutlich über dem des regulären Citaro G, aber unterhalb eines Doppelgelenkbusses liegen. Dabei wird die Fahrgastkapazität eines Doppelgelenkfahrzeugs erreicht, weil durch die Reduzierung auf ein Gelenk sowie den Entfall des Motorblocks im vorderen Fahrzeugteil mehr Nutzfläche zur Verfügung steht. Zudem bietet sich gegenüber dem Doppelgelenker der Vorteil, dass existierende Haltestellen kaum oder gar nicht verlängert werden müssen und zudem die Möglichkeit des Rückwärtsfahrens besteht. Als erster Einsatzort eines Testfahrzeugs ist Hamburg im Gespräch, zudem hat offenbar der Flughafen Frankfurt bereits Interesse bekundet.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Eine Weltpremiere war die Vorstellung des neuen Integro. Wie bereits der Vorgänger basiert auch dieses Fahrzeug auf dem bereits zur "busworld" vorgestellten Setra-Pendant. Dabei gleicht der neue Integro dem Setra S 415 UL optisch noch mehr als der bisherige Integro dem S 315 UL ähnlich sah. Die Front zeigt dabei allerdings wesentliche Züge der aktuellen Mercedes-Optik. Durch die Verlängerung auf eine Länge von nun 12,14 Metern bei einer Breite von 2,55 Metern steht im Innenraum mehr Platz zur Verfügung. Der Fahrgastraum wirkt solide und freundlich, die Fußbodenhöhe beträgt 860 Millimeter. Alle Sitze sind auf Podesten angebracht, gegenüber der Mitteltür kann ein Stehperron eingerichtet werden. Unterhalb des Fahrgastraumes finden sich wie gehabt die Kofferräume, die den Kombibus auch für den Gelegenheitsverkehr tauglich machen.

Der neue Fahrerplatz macht einen übersichtlichen Eindruck, bei Ausstattung mit einem Schaltgetriebe erfolgt die Gangwahl über einen kurzen, leichtgängigen Joystick in ergonomischer Anordnung. Der Integro ist mit Euro 4-Maschinen von 299 bis 408 PS erhältlich, die mit Automatik- oder Schaltgetrieben kombiniert werden können. Neben dem gezeigten 12,14 Meter langen Standardwagen werden auch die Ausführungen mit 12,98 Metern Länge (Integro M) und 14,92 Metern Länge (Integro L) erhältlich sein.

Im Bereich der Linienbusse wurden darüber hinaus zwei Sprinter, davon einer in Niederflurausführung mit Kinderwagen-Perron und zwei Türen für den Stadtbuseinsatz, gezeigt.


Reisebusse

zum Vergrößern bitte klicken Eine weitere Deutschland-Premiere gab es im Bereich der Reisebusse: Der neue Travego stellte das diesjährige Highlight in diesem Segment dar. Der Reisehochdecker ist in drei Längenvarianten erhältlich, die jeweils um 14 Zentimeter verlängert wurden: als 12,14 Meter langer Standardwagen, als 12,96 Meter langer Travego M mit drei Achsen sowie als ebenfalls dreiachsiger und 13,99 Meter langer Travego L. Wie beim Citaro wurde auch hier das Design konsequent weiterentwickelt. Daneben kommen nun auch im Reisebus die Euro 4-Motoren zum Einbau, zudem wurde besonderer Wert auf die Sicherheitssysteme gelegt. So verfügt der neue Travego neben dem Elektronischen Stabilitätsprogramm auch über einen Dauerbremslimiter, der auf Gefällstrecken die zulässige Geschwindigkeit einhält, einen Abstandsregel-Tempomat und einen Spurassistenten. Als Sonderausstattung sind zusätzlich ein Rückfahrpilot sowie Litronic-Scheinwerfer mit deutlich besserer Ausleuchtung der Straße erhältlich.

zum Vergrößern bitte klicken zum Vergrößern bitte klicken Die Innenausstattung erzeugt ein exklusives Ambiente, wobei ein umfassendes Ausstattungsprogramm zur Auswahl durch den Käufer zur Verfügung steht. Durch die Stehhöhe von 2,10 Metern und die hohen Scheiben ergibt sich ein großzügiges Raumgefühl. Auch der Fahrerplatz ist sehr ansprechend und ergonomisch gestaltet. Die Euro 4-Motoren leisten im Travego zwischen 422 und 476 PS, das Fahrzeuggewicht konnte gegenüber der Vorgängergeneration verringert werden. Die Fertigung des neuen Travego erfolgt im türkischen Werk von Mercedes-Benz, stattdessen wird in Mannheim künftig der Citaro LE produziert. In der Austellungshalle der MOT präsentiert wurde die mittellange Version als Travego M.

Weitere ausgestellte Reisebusse waren der Tourismo sowie der vor zwei Jahren erstmals präsentierte Tourino. Zu Probefahrten standen im Bereich der Reisewagen ein neuer Travego M und ein Tourino bereit.


Alle in diesem Artikel abgebildeten Fotos wurden von Manuel Bosch und Sven Peters am 12.11.2005 aufgenommen.

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