Das stadtbus.de-Thema


An dieser Stelle beginnen wir eine neue Reihe: unter der Rubrik "Das stadtbus.de-Thema" wird monatlich ein aktuelles Thema aus dem Omnibusbereich kommentiert. Zur weitergehenden Diskussionen der Leser zum jeweiligen Kommentar steht die stadtbus.de-Mailingliste zur Verfügung.

Der erste Kommentar befasst sich mit der bevorstehenden IAA Nutzfahrzeuge und insbesondere der Erhöhung der zulässigen Längen von Omnibussen durch eine neue EU-Richtlinie, die zu einigen neuen Fahrzeugvarianten bei allen Herstellern führen wird. Mitte September wird stadtbus.de zudem in einem Messebericht umfassend über die IAA Nutzfahrzeuge berichten.


Die bessere Lösung

von Manuel Bosch

Unter diesem Motto findet vom 12. bis 19. September die im zweijährlichen Rhythmus abgehaltene Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) Nutzfahrzeuge statt. Nachdem man wegen der EXPO im Jahre 2000 nach Frankfurt am Main ausweichen musste, ist in diesem Jahr wiederum Hannover Veranstaltungsort der nunmehr 59. IAA Nutzfahrzeuge. Auch nüchterne Zahlen verdeutlichen den Umfang der Messe: 1200 Aussteller aus 42 Ländern präsentieren auf rund 200.000 Quadratmetern ihre Produkte rund um das Nutzfahrzeug.

Inzwischen lichten sich erste Messeneuheiten: MAN führt zur IAA die gewichts- und verbrauchsoptimierten Common-Rail-Turbomotoren ein, außerdem wird für den Niederflur-Linienbus eine Portalhinterachse mit seitlich versetztem Antrieb und Supersingle-Reifen für durchgehende Niederflurigkeit und einen breiten Durchgang über der Hinterachse vorgestellt. Mercedes-Benz wird unter anderem den Sprinter optisch überarbeiten und ein elektronisches Stabilitätsprogramm einbauen. Bei Neoplan wird der Doppelstock-Reisebus Skyliner in erneuerter Version gezeigt.

Eine der auffälligsten Neuerungen jedoch beruht auf einer neuen EU-Verordnung, nach der die EU-Mitgliedsstaaten bis zum Jahre 2004 neue zulässige Längen von Omnibussen in nationales Recht umwandeln müssen. So dürfen Omnibusse mit zwei Achsen nunmehr bis zu 13,5 Meter lang sein, mit drei Achsen weiterhin 15 Meter sowie Gelenkbusse jetzt bis zu 18,75 Meter. So präsentieren die Hersteller dann auch entsprechende Ausführungen ihrer Fahrzeuge: Setra stellt den S 316 UL, die 12,87 Meter lange Variante des Überlandomnibusses S 315 UL, vor und verpasst der Typenreihe gleichzeitig ein dezentes Facelift. Natürlich wird auch der in weiten Teilen baugleiche Integro von Mercedes-Benz als O 550 M mit 12,87 Metern Länge angeboten. Neoplan präsentiert den 18,75 Meter langen N 4522, eine Weiterentwicklung des Centroliner-Gelenkzuges N 4421. Die Optik wurde deutlich überarbeitet und das Bodenmodul an MAN-Technik angeglichen. Besonderheit des vorgestellten N 4522 werden die fünf Türen bei gleichzeitig höherer Sitzplatzzahl gegenüber dem N 4421 sein. Unterhalb der Zwölf-Meter-Marke ist der N 4413 CNG mit 10,85 Metern angesiedelt.

Doch wie werden die neuen Längen auf dem Markt angenommen werden? Sicherlich lässt sich bei nahezu gleichen Unterhaltungskosten das Fassungsvermögen durch die neuen zulässigen Längen steigern, doch bringt schon heute der Einsatz von 15 Meter-Wagen vielerorten betriebliche Probleme mit sich. Die Wendigkeit eines 12 Meter-Wagens wird mit knapp einem Meter größerer Länge nicht mehr erreicht werden. So wird zukünftig für jeden Einsatzzweck eine entsprechende Längenvariante zur Verfügung stehen, was jedoch der universellen Verwendbarkeit eines Fuhrparks nicht gerade dienlich ist. Hier steht jeder Unternehmer vor der Entscheidung, ob für ihn eine Sitzreihe mehr oder weniger für den jeweiligen Einsatz oder die universelle Einsetzbarkeit seiner Fahrzeuge die effizientere Lösung darstellt.

Zudem wird die Typenvielfalt zunehmend unübersichtlicher – was jedoch dank weitgehender Baukastenbauweise für die Hersteller nicht unbedingt zu Mehrbelastungen führt. Immerhin können die Hersteller, die zukünftig traditionelle wie neue Längenvarianten im Angebot führen, für alle Einsatzzwecke jeweils die gewünschte Länge auf einer bewährten Basis anbieten – die Technik bleibt gleich. Auch für die Busunternehmer bietet das Baukastenprinzip den Vorteil einer günstigen Fuhrpark-Unterhaltung. So können sowohl vom Hersteller gegenüber dem Unternehmer als auch vom Unternehmer gegenüber Besteller- und Kundenwünschen angepasste Fahrzeuglösungen ohne nennenswerte fahrzeugseitige Mehrkosten angeboten werden.

Die neuen, in die bestehenden Baureihen integrierten Längenvarianten stellen gewiss eine Bereicherung der Angebotspalette dar. Dennoch wird abzuwarten sein, ob dieses Angebot auch angenommen wird und welcher Weg letztlich "die bessere Lösung" ist. Die Entwicklungen in diesem Bereich werden in den nächsten Jahren mit Interesse zu verfolgen sein.


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