Das stadtbus.de-Thema


Unter der Rubrik "Das stadtbus.de-Thema" wird monatlich ein aktuelles Thema aus dem Omnibusbereich kommentiert. Zur weitergehenden Diskussionen der Leser zum jeweiligen Kommentar steht die stadtbus.de-Mailingliste zur Verfügung.


Zwischen Imageförderung und Spionage

von Manuel Bosch

Welcher Busfreund kennt das nicht: schimpfende Busfahrer, wenn man ihr Fahrzeug fotografiert, unfreundliche Innendienstmitarbeiter am Telefon, wenn man nach Fuhrparklisten fragt, hermetisch gegen Fotografien abgeriegelte Betriebshöfe? Häufig ist die Diskrepanz zwischen Busunternehmen und Busfreunden unübersehbar. Für die Einen ist es ein harter Kampf im täglichen Wettbewerb, für die Anderen ein interessantes Hobby – doch eines liegt beiden Gruppen naturgemäß am Herzen: die Erhaltung und Förderung des Omnibusverkehrs im Grundsätzlichen, denn ohne Omnibus weder Beschäftigung noch Hobby.

Viele Busunternehmen oder auch einzelne ihrer Mitarbeiter stehen Busfreunden mit einer spürbaren Skepsis gegenüber. Neben abweisenden Sprüchen oder wütenden Gesten darf sich ein harmloser Fotograf bisweilen auch den Vorwurf der Spionage gefallen lassen. Kann man die ablehnende Haltung der Unternehmen bei der Herausgabe von mehr oder weniger internen Daten wie Fuhrparklisten noch nachvollziehen, langt das Verständnis des Busfreundes jedoch am Ende an, wenn ein Busfahrer wieder einmal das Fotografieren auf öffentlichem Gelände als verboten darstellt.

Auf der anderen Seite gibt es genügend Enthusiasten, die den Begriff des Busfreundes im eigentlichen Sinne eher belasten als weitertragen: unerlaubtes Eindringen auf Betriebsgelände, Fotografieren auf ebensolchem ohne Genehmigung, gefährliche Hetzjagden zwischen fahrenden und haltenden Bussen für ein einzelnes Foto, Störungen des Betriebsablaufes durch betriebshindernde Fotoaktionen und dergleichen schaden dem Ansehen der Busfreundeszene mehr als sie dem einzelnen "Freund" einbringen. In diesen Fällen ist die ablehnende Haltung von Unternehmen und Fahrern absolut gerechtfertigt.

In zunehmendem Maße können jedoch auch positive Beispiele angeführt werden. Zahlreiche Unternehmen haben inzwischen den Wert der Busfreunde erkannt – und unterstützen diese bei der Ausübung ihres Hobbys vor allem solange, wie dies ohne erheblichen Mehraufwand in Organisation und Betriebsablauf machbar ist. Busfreunde verhelfen dem Omnibus zu einem höheren Ansehen, und auf diese Imageförderung möchten die Betriebe vielfach nicht mehr verzichten. Gleichwohl muss den Busfreunden bewusst sein, dass gerade in Zeiten des offenen Wettbewerbs unternehmensinterne Daten mit Vorsicht zu behandeln sind. Darüber hinaus ist für ein gutes Verständnis zwischen Unternehmen und Busfreunden auch ein gewisses Maß an Disziplin notwendig – dies fängt bei der Anmeldung vor dem Betreten des Betriebshofes an und hört bei der Vermeidung von Störungen des Betriebsablaufes während Fotografien noch lange nicht auf.

Die Förderung des Omnibusverkehrs und die Verbesserung seines Images kann nur durch Rücksichtnahme der Busfreunde einerseits und den Willen der Unternehmen zur Annahme dieses Angebots andererseits erreicht werden. Ein fröhlich winkender Fahrer auf dem Foto und eine freundliche Auskunft am Telefon erfreuen den Busfreund ebenso wie diszipliniert auftretende Busfreunde als Multiplikatoren die Unternehmen. Dies sollten sich die Vertreter beider Seiten zu Herzen nehmen – im gemeinsamen Interesse.


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