Das stadtbus.de-Thema


Unter der Rubrik "Das stadtbus.de-Thema" wird monatlich ein aktuelles Thema aus dem Omnibusbereich kommentiert. Zur weitergehenden Diskussionen der Leser zum jeweiligen Kommentar steht die stadtbus.de-Mailingliste zur Verfügung. Bitte beachten Sie, dass der Kommentar die Meinung des Verfassers widergibt, nicht jedoch die der stadtbus.de-Redaktion.


Die spanische ALSA Grupo - ein neuer Mitspieler im deutschen Markt?

von Hermann Stümpert

Am 17.02.2005 berichtete stadtbus.de in den Nachrichten, dass die Deutsche Bahn AG ihre Beteiligung an der Fernbustochter Deutsche Touring an die spanische Gesellschaft IBERO-EUROSUR verkauft hat. Nach bisherigen Erkenntnissen steckt hinter EUROSUR ganz offensichtlich der größte und expansivste Buskonzern Europas, nämlich die spanische "ALSA Grupo".

ALSA ist einerseits der mächtigste Player im spanischen Fernbusliniengeschäft und expandiert andererseits stark im Stadtbusmarkt, wo ALSA einzelnen Stadtwerken und kommunalen Busfirmen den Betrieb abnimmt und professionalisiert. Viel Beachtung hat zum Beispiel die Übernahme des lokalen Liniennetzes in Palma de Mallorca gefunden, wofür ALSA auf einen Schlag eine komplett neue Busflotte von über hundert Citaros und Citos bei Mercedes-Benz erwarb. Auch der 10.000te Citaro ging kürzlich, wie man auch bei stadtbus.de lesen konnte, an ALSA.

ALSA arbeitet offensichtlich zielstrebig an der Dominanz des europäischen Fernbusmarktes, der ja unter dem internationalen Markenzeichen EUROLINES operiert. Zu dem EUROSUR-Konsortium gehören außer ALSA mit Monbús, Internorte und Intercentro aus Galizien und Portugal drei weitere EUROLINES-Betreiber. Vor längerer Zeit hat ALSA bereits die Schweizer Fernbusfirma EGGMANN erworben und in ALSA+EGGMANN umgetauft.

Gleichzeitig mit dem Kaufangebot für die TOURING hat EUROSUR wohl auch Angebote für die EUROLINES-Töchter der SNCF in Frankreich und der ÖBB in Österreich abgegeben, über deren Ausgang bislang keine Kenntnisse vorliegen. Aber zumindest der Kauf in Frankreich sollte erfolgreich sein, da die SNCF-Transporttochter Kéolis ihrerseits mit 40% an ALSA beteiligt ist. Durch den Einkauf in Deutschland erwirbt ALSA mittelbar auch EUROLINES-Töchter der TOURING in Tschechien, Bulgarien, Kroatien und Estand.

Und - ebenfalls bezugnehmend auf eine frühere stadtbus.de-Meldung - ALSA steckt auch hinter dem luxemburgischen Billigbus-Versuch "easybycoach.com". Nach Presseberichten ist ALSA ebenso bereits in Belgien und Marokko aktiv, sowie seit längerem in China und Chile.

Offenbar kommt auf leisen Sohlen ein internationaler Busgigant auf Deutschland zu, der auch hierzulande den Markt verändern dürfte. Abgesehen von der expansiven Fernbus-Politik von ALSA, die zweifellos die alten Rücksichtnahmen gegenüber der Bahn über Bord werfen wird, kann man sich leicht vorstellen, dass ALSA auch in Deutschland von der ÖPNV-Derugulierung profitieren möchte. Das Betriebsübernahmemodell für kommunale Stadtbus-Betriebe, das bis jetzt schon zwölf mal in Spanien gut funktioniert hat, könnte ja auch von der TOURING angeboten werden.


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